Seit gestern hat es mich auch erwischt: Nein, nicht Covid-19, sondern der Frust über diese nicht enden wollenden Maßnahmen. Ich habe keine Lust mehr!! Und wenn ich keine Lust mehr habe, dann werde ich sehr ungnädig zum Leidwesen für mich selbst sowie meiner Umgebung.

Wenn ich davon ausgehe, dass wir Mitschöpfer sind für alles, was um uns herum geschieht, dann frage ich mich: Was habe ich da angerichtet? Meine im Frühjahr 2019 gegründete Praxis, die Anfang letzten Jahres schon ein wenig in Schwung kam, konnte sich gleich wieder ab März zur Ruhe legen, wo sie immer noch ruht.

Gut, jetzt genieße ich selbst meine schönen Räumlichkeiten und meditiere, bepflanze meine Blumenkästen gemäß der Saison und wische von Zeit zu Zeit Staub, denn der kommt immer wieder vorbei und begleitet mich treu.

Wenn wir jetzt noch davon ausgehen, dass wir mit allem verbunden sind, dann darf ich mich vielleicht mehr über den Staub freuen als ein Teil unserer Mutter Erde. Und schon bekomme ich bessere Laune, denn Mutter Erde besucht mich und meine Praxis regelmäßig!

Trotzdem stelle ich mir die Frage nach dem höheren Sinn. Geht es vielleicht darum, unseren Blickwinkel zu verändern und unsere Freiheit in der Unendlichkeit unseres inneren Raumes zu entdecken? Ist das unsere persönliche Chance in diesem ganzen Debakel? Dass wir uns diese Bedingungen selbst mit erschaffen haben, damit wir genau zu dieser Erkenntnis aus der eigenen Tiefe gelangen?

In dieser Situation sind wir mehr denn je aufgefordert, uns frei von jeglichen Bedingungen zu fühlen. Unser Geist ist frei, niemand kann ihn wegsperren oder verbieten. Dazu fällt mir doch gleich das passende Lied ein: „Die Gedanken sind frei“

Die Melodie in der Fassung der Schlesischen Volkslieder von 1842 :

(aus Wikipedia)

Wie ich gerade von Wikipedia erfahren habe, kommt die ursprüngliche Fassung aus dem Jahr 1780, allerdings verarbeitete ein anderer Dichter das Kernmotiv des Textes schon im 13. Jahrhundert. Die zugrunde liegende Philosophie stammt jedoch aus der Antike.

Anscheinend ist es ein menschliches Thema im persönlichen Bewusstwerdungsprozess, trotz aller äußeren Widrigkeiten sich frei zu fühlen. Seit tausenden von Jahren gehen die Menschen durch diesen Entwicklungsschritt und zwar unabhängig von politischen Systemen.

Kürzlich bin ich von einem Bundestagsmitglied (im schriftlichen Kontakt) gefragt worden, welches politische System ich denn vorschlagen würde und ich antwortete so:

„Es geht nicht darum, die besten Systeme zu erschaffen, sondern die Haltung zu verändern, mit der sie betrieben werden. Solange echte Herzensbildung, Ethik, Großzügigkeit und Mitgefühl fehlen, wird kein System taugen – unabhängig davon, wie gut es erdacht war. 

Leider regiert bei sehr vielen Menschen – egal auf der Welt und egal in welchen System – im Grunde die Angst vor Mangel, aus der dann Gier, Hass, Zerstörung, Größenwahn, Ausgrenzung und alles mögliche andere entsteht.

Deswegen ist es wichtig, eine eigene innere Haltung zu entwickeln, die unbestechlich und auf echter Herzensbildung begründet ist. Das ist der Weg, der uns aus allem Dilemma führt, wenn wir endlich erkennen, wer und was wir wirklich sind. Und dieser Weg beginnt bei jedem selbst und das ist die Kraft, die das kollektive Bewusstsein stärkt.

Im Moment passiert es ja nur so, weil letztendlich die Angst vor dem Tod sowie dem Verlust von Macht und Kontrolle alles steuert. Das schwächt das gesamte weltliche System und stärkt die niedrigschwingenden Kräfte. Von daher sage ich dir, deine Wahrheit liegt in deinem Herzen und nicht bei einer Behörde.“

Darauf habe ich dann keine Antwort mehr erhalten. Vielleicht ist trotzdem etwas in seiner Seele hängengeblieben – auf jeden Fall in meiner und vielleicht auch in eurer.

Ja, dieses Ergründen des Liedes hat mich getröstet, denn es ging vor mir vielen anderen Menschen so und wahrscheinlich auch noch nach mir. Wir sind durch das Leben aufgefordert, unsere persönliche Freiheit in unserem wahren Wesen – dem eigenen Geist – zu entdecken. Wir sind also in guter Gesellschaft und wunderbar auf dem Weg! Und das haben wir uns alles selbst erschaffen, denn wir sind nur hier, um zu lernen!

Herrlich, wie leicht und sinnvoll plötzlich das Leben wird, wenn man den Blick erhebt.

Und wer noch neugierig auf den weiteren Liedtext ist, hier geht es weiter:

Und sperrt man mich ein
Im finsteren Kerker,
Das alles sind rein
Vergebliche Werke;
Denn meine Gedanken
Zerreißen die Schranken
Und Mauern entzwei:
Die Gedanken sind frei.

Nun will ich auf immer
Den Sorgen entsagen,
Und will mich auch nimmer
Mit Grillen (Gedanken) mehr plagen.
Man kann ja im Herzen
Stets lachen und scherzen
Und denken dabei:
Die Gedanken sind frei.

In diesem Sinne danke ich euch für euer Zuhören! Dieser Schreibprozess war gerade meine Salutogenese. Ein wunderschönes Wochenende für uns alle!

Eure Julia